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Samstag, 18. September 2021

Unterwegs

 Unterwegs

 


 

über den fabrikschloten
rauchzöpfe
himmelwärts aufsteigend.

sichtlos milchgelbe fensteraugen
dahinter das stampfen
blindwütig von motoren

aufgesprühtes zwischen graffitiparolen
arbeit macht glücklich,
ewig wunschzerfetzt.

auch mauerabwärts
blüht schwarz das moos
verschwitzt noch in den ritzen

unbeirrbar in meinem tagesstaunen.

© Chr.v.M.

 

++++++


 


 heute gestern morgen...


nichts besseres zu tun als nachts
kostenlos an der brücke zu lauern
um die hämmernden töne
der abgefahrenen mucke zu lauschen
danach seelenstaunen
wenn der rhythmus die gischt aufschäumt.

zwischen den klaffenden mäulern
der verrosteten kähne
ein kontinuierliches brechen
melodienempfindungen ertrinken
und alles wie immer gut ausgeleuchtet
selbst das geknutsche

ist gleich geblieben.© Chr.v.M.


 

Schwarzer Schnee

 

du Mensch ..ich Mensch ….
 
 



“ Hallo schwester “ es ist eine ehre für mich. dieses wort schwester weil es wie .. verbindung .. ist. wie
gleiches blut. ...oder ähnlichkeiten.  

oder du mensch ich mensch.

Ich denke über meine letzten worte nach und laufe schneller. der zettel in der
manteltasche ist rund wie ein ball. ich fingere und suche mein taschentuch – es laufen doch tränen – so soll
er mich nicht sehen ..so nicht.

Das bahnhofslicht ist grell gelb und beleuchtet die graffiti an den wandsteinen. ich sehe immer automatisch  hin. manchmal sind telefonnummern hinterlassen . Heute nicht.
Nur die brüste einer frau prangern neu nun – dort.  
überdimensional und rot.    
ich denke an blümchen und renne die rolltreppe hinunter. sie steht seit 2 stunden still …
erst dann ist er zu erreichen , er, der ehemalige lehrer , B. der penner, ein gesunkenes schiff nach dem tod seiner frau.
B.zwischen zeitungen und flaschen die nach bier und schnaps riechen.
B. der kluge inteligente verlorene .
an den wänden perlen eisspuren längswärts. Neben dem mülleimer liegen uralte zeitschriften. dahinter hustet es .  

lallend sein – guten abend- .
B. ungewaschen unrasiert mit roterblauer nase. die mitgebrachte gitarrensaite pickst in c durch meine tasche.

morgen ist nikolaus .  
“ hallo du “ er antwortet vertraut “ kleines schwesterlein “  
“ kommst du rüber ? Ich habe dir pfannkuchen gebacken mit apfelmus. “

seine sprache ist langsam , undeutlich , der alkohol schlägt purzelbäume in die luft. Drei schritte zurück –
ich ekkel mich vor dem geruch möchte ihn das nicht spüren lassen . “ habe dir etwas mitgebracht schau her “

die kleine tüte mit der stahlsaite .
drei euro 50 nur …erhellen sein gesicht. er wirkt 10 jahr jünger

“ weihnachtslieder “  
“ ja “ sage ich “ melodien für uns alle zur adventzeit “ . er lächelt in seinen augen funkeln sterne.
“ bis später freund , ich warte auf dich.
die pfannkuchen auch  blümchen kommt vielleicht

 ich traf sie“ …

endlich. denke ich

und laut “ rede doch mal mit ihr sie hat eine neue art der beschäftigung gefunden.. um an geld zu kommen
für den stoff. du weißt ..sie knallt sich das zeug rein und braucht knete ..bitte B.„.

“ mhhhhhhh… ja schwesterlein …er grinst. “ komme…“

manchmal habe ich keine lust mehr, manchmal aber …     ich reiche ihm

die tüte. “ danke bruder    

merci “ wie hoffnung irgendwie..


oben donnert ein zug ein und verschluckt meine worte. im gehen sehe ich wie er die saite auspackt..
zur u-bahn sind es 5 minuten von hier . es ist sehr spät schon.

sie warten auf mich ........ es könnte sein.  

ich möchte den tisch schön decken  
kerzen vielleicht und tannenreisig und warme decken für die füße bereitlegen…

ich muß mich eilen….© Chr.v.M .