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Dienstag, 21. September 2021

Schwarzer Schnee

 


die Tage..

 
 
das licht bricht sich in tausend farben. die kälte staut sich vor dem  ausgang der schwarz und zahnlos sein maul aufreißt und die eilig hetzenden  reisenden ins dunkel entläßt.  
 
Der alltag verschlingt sie draußen. die enden der gleise werden von pflanzkübeln gestoppt.  
 
weihnachtssterne blutrot kippen zur verabschiedung .  
 
frierende menschengestalten auf begrenzten raucherinseln hustend , schnell noch  
einen glimmstengel, der einrollende zug läßt die zigaretten verglühen.  
 
drei gleise weiter umarmt sich ein liebespaar im langen kuß. ich hetze lächelnd ungesehen weiter.  
übergang verboten ! das schild prankt drohend hinter dem stinkenden müllcontainer  
dahinter laufen wechselgleise und nehmen die güterwaggons sicher auf.  
 
die nacht ist hier tiefblau und sterne spiegeln auf den schienen. 
aus dem lautsprecher eine monotone stimme geschlechtslos : achtung an den gleisen der eilzug soundso fährt ein.  
anschluß nach..über gleis..achtung ..die finsternis verschluckt das alles.  
 
ich höre gelächter – stimmen , leise noch – aber munter.  
dort zittert ein heller weißgelber punkt einer kippe und langsam gewöhnen sich meine augen ,  
erkennen umrisse und bewegung. „hallo toni , ist blümchen bei dir ? “  
 
er kommt näher. seine haare fallen lang in sein unrasiertes gesicht. über der stirm glänzt  
eine 12 cm große narbe. er tritt mit dem  fuß auf eine coladose die hell erklingt , bevor sie im graben mit einem 
stöhnen landet.  
 
 
“ blümchen ? “ fragt er “ die kleene.. nö “ er zieht die mundwinkel nach unten und spuckt.  
“ der lehrer hat schon gefragt – haste was zum saufen dabei ?“  
er kennt die antwort und zuckt mit den schultern. “ hab dir was zum schnotteln , aber nich hier, komme zum essen  
nachher „schitt kälte “ er reibt sich die hände. schitt winter .  
er hakt sich bei jemanden unter- den ich nicht kenne. “ wir kommen zu zweit. der da is kallemann “  
 
der sagt nichts , grinst nur. falten am hals , die sich bewegen wärend er den kaugummi von rechts nach links durch die backe schiebt , zwischen drinn landet das weiß klebrig auf seiner zunge. ich beobachte fasziniert.. 
 
seine gelben zähne ziehen rillen durch die klebrige masse, der verdreht die augen in grau,seine zunge drückt eine vertiefung – die backen blähen sich , luft drückt durch grauweiß , wird rund und platzt . rechts und links kleben spurenfragmente an seinen backen – die immer noch kauen, er grinst immer noch , 
 
unverschämt schelmisch . 
 
“ hey “ sagt kalle, seine aussprache ist feucht der druck seiner hände auch , und fest, mir wird dabei angst.  
 
“ bis später “ sage ich “ bis nachher „.  
der schnee fällt langsam. die stimme schmeichelt durch den lautsprecher. der zug hat 9 minuten verspätung. 
abendbrotzeit. ich muß nun zurück.
 
noch hängt der duft von gebackenen weihnachtsplätzchen
 in meinen 
haaren. © Chr.v.M.  


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